Besuch Margot Goldbergs (geb. Cohen) am Erinnerungsort Alter Schlachthof (8.9.2016)

Im Vorfeld des Tages des offenen Denkmals (11.9.2016) besuchte Margot Goldberg (geb. Cohen) den Erinnerungsort Alter Schlachthof. Die Geschichte der Familie Cohen ist eng mit der Geschichte des Düsseldorfer Schlachthofs verbunden. Margots Eltern führten bis 1938 das renommierte Fachgeschäft für Metzgereibedarf "I. & I. Cohen" in der Rather Straße 56/58, das schließlich von dem NSDAP-Parteigenossen Jean Hauptmanns "arisiert" wurde. Gegründet worden war dieses Geschäft bereits im Jahr 1881 durch Margots Großvater Isaac Cohen und einen seiner Cousins.

Die Geschichte der Familie Cohen steht stellvertretend für soviele Schicksale jüdischer Familien in Nazi-Deutschland: die anfängliche Hoffnung, dass die einsetzende Nazi-Barbarei nur von kurzer Dauer sein werde, wurde angesichts der zunehmenden Schikanen und Diskriminierungen bald zerstört, endgültig mit den Pogromen des Jahres 1938. Das Wohnhaus der Cohens in der Graf-Recke-Straße 49 wurde schwer beschädigt, Margots Großmutter erlitt einen Schlaganfall, von dem sie sich nicht mehr erholen sollte. Sie starb ein Jahr darauf. Ihr zwei Jahre älterer Bruder Walter befand sich zu dieser Zeit in England - er blieb dort, weil die Eltern fürchteten, er könnte ebenso wie Vater Arthur und so viele andere jüdische Männer und Jugendliche in das KZ Dachau verschleppt werden.

Margot selbst wurde von den Eltern per Kindertransport im Juni 1939 im Alter von 13 Jahren nach England geschickt - dies rettete ihr Leben. Die Eltern, Änne und Arthur, blieben in Deutschland, sie wollten die Großeltern nicht allein lassen. Als sie sich entschieden, doch noch das Land zu verlassen, war es zu spät. Der Kriegsausbruch und immer weitere Schikanen der deutschen Behörden verhinderten ihre Flucht und ihre Rettung. Am 26. Oktober 1941 mussten sie sich auf Befehl der Gestapo am Schlachthof einfinden, wenige Meter von ihrem früheren Geschäft entfernt. Am darauffolgenden Tag verschleppten sie Polizei und Gestapo in das Ghetto "Litzmannstadt" (Lodz) in Polen. Von dort wurden sie wenige Monate später in das Vernichtungslager Chelmo gebracht und ermordet.

Auch der Großvater überlebte den Holocaust nicht. Die Gestapo ließ den 83jährgen Mann im Juli 1942 in das Ghetto Theresienstadt verschleppen, bereits eine Woche später lebte er nicht mehr. Margot und Walter überlebten den Krieg in England. Sie wanderten anschließend in die USA aus, wo beide noch heute leben, und gründeten dort eigene Familien. Seit den 1990er Jahren berichteten sie immer wieder in Zeitzeugengesprächen über ihre Erlebnisse und Erinnerungen.

Den Erinnerungsort Alter Schlachthof besuchte Margot Goldberg zum ersten Mal. Sie zeigte sich beeindruckt vom Ausstellungskonzept, besonders auch von den vielen präsentierten Lebensgeschichten und davon, wie der während der NS-Herrschaft Ermordeten an diesem historischen Ort gedacht wird.

 

MGoldberg 01

Margot Goldberg zu Besuch in der Dauerausstellung des Erinnerungsortes
Alter Schlachthof. Neben ihr die Portraits ihrer Eltern (mittlere Reihe), die
im Oktober 1941 deportiert und wenig später ermordet wurden.

 

MGoldberg 02

Margot am Grabstein ihrer Großmutter auf dem jüdischen Friedhof im Nordpark.
Auf dem Grabstein sind auch die Namen der ermordeten Familienmitglieder
angebracht: Änne, Arthur und Isaac Cohen. Ebenso wird Margots Onkel Adolf
erinnert, der kurz vor Ende des Ersten Weltkriegs als Soldat in Frankreich fiel.
Die an die Toten erinnernden kleinen Steine auf dem Grabstein hatte Margot
aus den USA mitgebracht.

 

Margot Goldberg 04 - klein

Blick auf die Campusbaustelle - genau an dieser Stelle befand sich früher
der Eingang zum städtischen Schlachthof. Im Hintergrund: der ältere Teil
der ehemaligen Großviehhalle, heutiger Standort der Campus-IT der
Hochschule Düsseldorf.

 

Margot Goldberg 05 - klein

Direkt gegenüber: Ecke Rather Straße, Spichernstraße. Hier stand das
Geschäft "I. & I. Cohen", in der Etage darüber befand sich die Wohnung
von Isaac und Eva Cohen.
Alle Fotos: (C) HSD / J. Schröder

 

Historische Familienfotos der Familie Cohen finden Sie auf der Website der Familie Goldberg-Cohen.

 

 

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